kurz erklärt
Unkonferenz
Die Unkonferenz stellt das klassische Konferenzrezept auf den Kopf. Aus passiven Teilnehmern werden aktive Teilgeber. Statt einem starr vorgesetzten Programm entsteht der Ablauf vor Ort gemeinsam durch alle Anwesenden.
Der Veranstalter sorgt allein für drei wesentliche Zutaten: Raum, Infrastruktur und Verpflegung. Alles weitere entsteht in Selbstorganisation. Du bist die Konferenz!
Wenn die Pause zur Konferenz wird
Anstoss für das Format war eine Beobachtung Mitte der 2000er Jahre. Der wirkliche Nutzen von Konferenzen scheint weniger in der passiven Frontalbeschallung des Publikums zu liegen, sondern vielmehr in der persönlichen Begegnung und dem Austausch auf Augenhöhe. Während der Kaffeepausen zwischen den Vorträgen.
Zu diesem Schluß kam der Technologie Visionär und Verleger Tim O’Reilly nach dem Besuch unzähliger klassischer Technologiekonferenzen. Er prägte den Begriff „Web 2.0“: die Evolution des Web vom statischen Ausstellungsraum zu einem „Mitmach“ Internet.
Er bemerkte schnell, dass für die meisten Teilnehmer vor allem die Pausen der wertvolle Teil einer Konferenz sind. Hier werden aktiv Ideen ausgetauscht, neue Kontakte geknüpft und jeder kann zu Wort kommen. Ein Experte ist jeder auf seinem Gebiet.
Blaupause FooCamp
So entstand die verrückte Idee, das bis dahin gültige Prinzip von Konferenzen auf den Kopf zu stellen. Tim machte kurzerhand die Pausen zur eigentlichen Konferenz.
Als aktive Teilgeber konnte nun jeder selbst etwas zur Konferenz beitragen. Und den Ablauf so gestalten, wie er sich am Besten anfühlt. Mit den ganz eigenen Themen und in der richtigen Dosis.
Die so ins Leben gerufene erste Unkonferenz, das FooCamp (F riends-o f-o ’Reilly) Camp war auf Anhieb ein Erfolg. Schon bald berichtete die Technologiepresse breit darüber. Neugierig und begeistert von dem neuen Format. Und weckte den Hunger nach einer für alle offenen Unkonferenz. Weit über das persönliche Netzwerk von Tim hinaus.
BarCamp und weit darüber hinaus
Ganz im Geek-Stil wurde der Name dafür standesgemäß aus der Programmierung abgeleitet: auf die metasyntaktische Variable Foo folgt nämlich Bar – das erste BarCamp war geboren!
BarCamps sind heute nur noch eine Ausprägung von vielen spannenden Konferenzformaten, die sich deutlich von ihren klassischen Vorgängern abheben.
Erinnert die ursprünglich als “Anti-Konferenz” konzipierte TED (Technologie, Entertainment & Design) längst wieder am ehesten an das bewährte Vortragsprinzip, so tritt längst eine ganze Bandbreite an frischen und andersartigen Unkonferenz-Formaten an:
All Things D (digital technology impact from outstanding leaders)
Barcamp (open space based & community driven unconference)
Big Omaha (open minds on innovation and entrepreneurship)
Fifty Kings (haven for 50 selected technology thinkers and doers)
Global Ignite (hot geek topics in 20 slides with 15 seconds each)
Global Service Jam (service design innovation within 48 hours)
Maker Faire (maker movement festival on innovation and creativity)
Palomar5 (early stage innovation accelerator driven by open minds)
Startup Weekend (founding new startups within 48 hours)
SxSW (south by southwest music, film and internet festival)
TED (technology, entertainment and design – ideas worth spreading)
The Lobby (hand picked, off-record leaders conversation event)
XOXO (arts and technology – celebrating disruptive creativity)
Jedes Format setzt dabei seinen ganz eigenen Schwerpunkt, der auf das Engagement und die Motivation der Teilnehmer ausgerichtet ist. Die Veranstalter stellen weiterhin meistens nur den notwendigen Rahmen.
Inhalte und Schwerpunkte dagegen bestimmen die Teilnehmer in Selbstorganisation. Im Ergebnis entstehen sehr intensive Veranstaltungen, die den Teilnehmern in langer Erinnerung bleiben und deren Ergebnisse oder Auswirkungen oft weit über das eigentliche Event hinausreichen.
What’s in it for me?
Unternehmen können die kreative Energie und hohe Motivation der Beteiligten nutzen, wenn sie sich an den wesentlichen Erfolgsfaktoren orientieren.
Die Kunst, Unkonferenzen zu gestalten, liegt vor allem darin, Freiräume zu geben, statt Kontrolle ausüben zu wollen. Alle Beteiligten treffen gleichberechtigt auf Augenhöhe zusammen. Die Teilnahme findet auf rein freiwilliger Basis statt.
Dieser wertvolle Filter hilft, gezielt Vordenker und kreative Köpfe zu identifizieren. Gerade sie suchen aktiv die Gestaltungsmöglichkeiten von Unkonferenzen. Alle anderen haben zu dem Termin garantiert Wichtigeres zu tun…