Klassische Beratung steht Kopf

Das klassische Beratungsgeschäft kommt oft mit einem unangenehmen Beigeschmack.


Es werden externe Berater engagiert, die sich im Schnelldurchgang das Unternehmen und die Situation ansehen. Danach rücken sie mit einem (oft vorbereiteten) Hochglanz Foliensatz an, was denn nun am besten zu tun sei. Im Anschluß daran sind sie genauso schnell wieder verschwunden, wie die stattliche Rechnung dazu eintrifft.


Hier steht meist die eigene wirtschaftliche Auslastung der Beratung im Vordergrund. Das Unternehmen wird mit einer Beratungsempfehlung zurückgelassen, die in der Praxis oft weit an der Kultur und den Möglichkeiten der Organisation vorbeigeht. Es fehlt nicht nur an Akzeptanz, sondern auch an der Begleitung zur Umsetzung.


Diese Situation ist unbefriedigend und wir beobachten in unserem Umfeld zunehmend, dass ein grundlegend anderes Vorgehen sowohl bemerkenswert besser funktioniert, als auch eine wesentlich nachhaltigere Wirkung erreicht.


Wir veranstalten seit mehr als zehn Jahren mit anhaltender Begeisterung sogenannte Unkonferenzen. Diese stellen gezielt das Konzept einer klassischen Konferenz auf den Kopf, indem sie die Pausen zwischen den Programmpunkten zur eigentlichen Konferenz machen.


Aus zuvor passiven Teilnehmern werden aktive Teilgeber, statt vorgeschriebener Themen und starrer Abläufen übernehmen ad-hoc Sessions und Selbstorganisation das Programm.


Was wäre, wir den Transfer schaffen, dieses Potential auch für die Beratung zu heben? Also den Mut aufbringen, eine Unberatung zu etablieren.

Unberatung macht sich selbst überflüssig

Das übergeordnete Ziel der Unberatung liegt darin, sich selbst überflüssig zu machen. Alles was Unternehmen in der Beratungssituation brauchen besitzen sie bereits – es ist nur nicht offensichtlich oder wird der Organisation nicht zugetraut.

 

Der Fokus der Unberatung liegt somit genau darin, den Blick dafür zu öffnen, dass alles Notwendige bereits vorhanden ist. Vielmehr ist oft ein Kulturwandel nötig, um das freizulegen.

 

Der Unberater ist somit ein Begleiter und Mentor, der alle Beteiligten ermächtigt, die gegebenen Probleme letztlich selbstständig zu lösen. Er inspiriert und sorgt für den Rahmen, damit die richtigen Schritte dafür stattfinden können.

 

Um wieder den Vergleich zur Unkonferenz zu ziehen – der Veranstalter sorgt dort allein für drei grundlegende Aspekte und hält sich sonst aus allem anderen ganz explizit heraus:

  • Der Raum
  • Die Infrastruktur
  • Die Verpflegung

 

Wenn wir das auf die Beratungssituation übertragen, dann müssen gemeinsam mit dem Unternehmen drei grundlegende Voraussetzungen für die Umsetzung geschaffen werden, ohne die keine Unberatung erfolgreich stattfinden kann:

  • Freiraum erzeugen (Arbeitszeit, Freiraum im Denken, Anlaufpunkte)
  • Infrastruktur bereitstellen (Methoden, Werkzeuge, Intranet, Wissensmanagement)
  • Wohlbefinden sicherstellen (Mentale Gesundheit, Motivation, Teamstimmung)

Just in Time

Um die Idee hinter der Unberatung besser greifen zu können, hilft ein Blick auf die damit verbundenen Methoden und zugrundeliegenden Werte.
 
So ist z.B. die Neudenkerreise bei uns zeitgleich mit der Idee der Unberatung entstanden und reflektiert mit ihrer Bibliothek an Challenges viele Bausteine, auf die auch eine Unberatung zurückgreifen wird.
 
Die Neudenkerreise versorgt Menschen und Unternehmen mit frischer Innovationskraft. Nicht über ein starres Curriculum, sondern just in time in der genau der Dosis, die im jeweiligen Moment gebraucht wird (und umgesetzt werden kann).
 
Gleichzeitig baut sie auf eine offene, gemeinsame Kultur von Co-Creation und Open Innovation auf. Am Ende der Reise steht kein Zertifikat, das eine erfolgreiche Teilnahme bestätigt, sondern der eigene Working out Loud Blog.
 
Dieser dokumentiert den gesamte Weg offen und authentisch: was hat funktioniert, wo lagen die Blocker und Fallen, was war bemerkenswert, was bleibt auf Dauer in Erinnerung?
 
In der Folge sammeln wir Prinzipien, Werte und Beobachtungen, die für die Arbeit in der Unberatung herausragende Bedeutung haben:
 
 

  • Die Unberatung arbeitet weder allein top down noch bottom up, sondern bezieht alle Ebenen gleichermaßen mit ein
  • Es braucht die Rückendeckung aller Beteiligten – von den Mitarbeitern über die Partner bis zur Unternehmensführung
  • Zu Beginn gibt es noch kein klar definiertes Ziel
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  • Die Kraft entsteht aus der Selbstorganisation aller Beteiligten
  • Es gibt keine klassische Auftragnehmer- oder Auftraggeberrolle mehr
  • Stattdessen arbeiten alle gemeinsam an der Umsetzung
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  • Die Unberatung leistet Hilfe zur Selbsthilfe mit dem Ziel von Empowerment und Enabling für die ganze Organisation
  • Innerhalb des Projekts gibt es keine Hierarchie
  • Alle begegnen sich auf Augenhöhe: Mitarbeiter, Produkt- und Projektmanager, Geschäftsführung, sowie alle externen Stakeholder, Kunden, Zulieferer, Partner, Experten